15. Januar 1950
Ein Clarissen-Kloster im Odenwald
Ein alter, bisher unbekannter Orden kam nach Balsbach
ln unserer vorletzten Ausgabe berichteten wir über das Weihnachtsfest der Clarissen-Kapuzinerinnen, die ihr kleines Kloster von Würzburg-Oberzell kürzlich nach Balsbach verlegten. Da ihr Orden in Baden bisher völlig unbekannt war und eine interessante Geschichte aufweist, bringen wir nachstehende kleine Abhandlung,
Die Clarissen haben ihren Namen von ihrer Stifterin-Clara, der ältesten Tochter des Edelmannes Favorino Scefi in Assisi. Im Jahre 1212 machte eine Predigt des hl. Franziskus auf die 17jährige Jungfrau solchen Eindruck, daß sie nach einer persönlichen Unterredung mit Franziskus am 18. März 1212 in der Portiunkula-Kapella die drei Ordensgelübde (Armut, Keuschheit, Gehorsam) ablegte. Dieser Tag ist der Geburtstag des so berühmten und weitverbreiteten Clarissenordens.
Als der Entschluß der jungen Clara bekannt wurde, entstand im Kreise ihrer Eltern und Verwandten ein Sturm der Entrüstung. Franziskus aber, der die hohen Absichten Gottes mit der tugendhaften Jungfrau erkannt hatte, führte sie zunächst in ein Kloster der Benediktinerinnen. Als die Wogen der Entrüstung sich gelegt hatten, brachte er die Nonne in die von ihm restaurierte Kirche St Damian, in der für sie und ihre jüngere Schwester Agnes eine klösterliche Wohnung bereitet worden war. Dieses Klösterchen, das heute noch besteht, ist die Wiege der Ordens der Armen Frauen. 40 Jahre lang leitete Clara die Ordensgemeinde von St. Damian in einem überstrengen Büßerleben. Sie starb im August 1253 und wurde wegen der vielen Wunder, die sich an ihren Namen knüpfen schon 1255 heilig gesprochen.
Die von Franziskus gegebene Ordensregel besteht aus 12 Artikeln: Äußerste Armut in Kleidung und Nahrung, Schweigen, Fasten, Enthaltung von Fleischspeisen, Verbot irgend ein Eigentum zu besitzen. Im Laufe der Zeit sind päpstliche Milderungen eingetreten. Aber zu Anfang des 15. Jahrhunderts kam durch die Reform der hl. Colette in Frankreich, Belgien und Deutschland die alte Regel wieder zur Geltung, die der hl. Franziskus der hl. Clara gegeben hatte, bis sie schließlich 1447 vom Papst gemildert wurde.
Nachdem im Jahre 1538 die Oberleitung auf den Kapuzinerorden übergegangen war, nahmen die Clarissen wieder die strenge Regel und die Kapuzinerkonstitutionen an. Bald hatte sich der Orden über ganz Europa verbreitet. Jetzt hat er seinen Weg in den Odenwald gefunden.
15. Januar 1950
Aus der Kreisstadt Mosbach
Sieben Heimkehrer. In der Zeit zwischen 22. Dezember 1949 und 3. Januar 1950 kehrten sieben in Mosbach beheimatete Männer aus russischer Gefangenschaft wieder zu ihren Angehörigen zurück. Es waren dies am 22. 12. Rudolf Wolf, Gartenweg 14; Eugen Reinhard, Fabrikgasse; am 27. 12. Herbert Heinrich, Hauptstr. 2; Hugo Zorn, Henschelberg 44; am 30. 12. Walter Peter, Kollekturstraße 20; am 3. 1. Anton Gregori, Frohnbrunnengasse; Franz Lohmüller, Hammerwegsiedlung 4.
Die Bevölkerungsziffer der Stadt Mosbach stieg von 9077 am 1. 1. 1949 auf 9520 am 31. 12. 1949.
Unser Marktbericht. Der Wochenmarkt am Mittwoch war von 6 Händler beschickt, deren Angebot die Nachfrage bei Obst etwas mehr überstieg als bei den übrigen Angeboten an Gemüse und Blumen. Die Preise lagen allgemein auf der gleichen Höhe wie seither und betrugen im einzelnen bei Äpfel 30-35, Orangen 65, Pampelmusen Stck. 55, Bananen Stck. 20, Zitronen Stck. 9, Rotkraut 10, Weißkraut 15, Wirsing 15, Rosenkohl 65, Schwarzwurzel 20, Gelbe Rüben 12, Rote Rüben 15, Kopfsalat Stck. 65, Kresse 1/4 15.
15. Januar 1950
Leser schreiben
Die Landespolizei im „städtischen Dienst"
Der Schreiber dieser Zeilen hatte bei seinem ersten Gang im neuen Jahr zur Stadt eine Freude erlebt. Ein Beamter der Landespolizei ging langsam durch die Hauptstraße unserer Stadt. Die Frage, ob er ein „Verkehrsschutzmann“ sei, den wir schon lange in unseren Städtchen vermißten, bejahte er gleich. Der Beamte meinte ganz nebenbei, daß die neue Polizei auf der Hauptstraße schon Ordnung schaffen "würde". Und er meinte damit den oft gefahrvollen Verkehr auf der Hauptstraße. Die Bevölkerung begüßt die neue Polizei und bittet diese sich im besonderen auch der Fußgänger anzunehmen u. wünscht, daß bald ein guter Kontakt zur Bevölkerung und Polizei hergestellt wird. Noch viel mehr dürfen wir Mosbacher uns aber auch darüber freuen, daß sich durch die Übernahme der Landespolizei als Hüterin der Ordnung unserer Stadt für das Stadtsäckel ein gleichfalls günstiger Moment ergibt. B. R.
Zum verschönerungsbedürftigen Häuschen
Liebe „Neue Mosbacher Zeitung“, da hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen! Schon lange beobachten wir Eltern diesen nicht gerade lobenswerten Zustand des „Häuschen“ unserer Volksschule und ich habe mich gefreut, als ich heute morgen diese feine Kritik an einem mehr als mangelhaften Zustand las. Es müßte aber eigentlich gar nicht notwendig sein, hier eigens die „Freunde Mosbachs“ einzuspannen, die sich schon in manch anderer Beziehung lobenswert für unser Städtchen einsetzten, so was müßte auch für unser Städtchen auch aus „eigenem Antrieb gebessert werden können . . . e.
15. Januar 1950
Auerbach.
Der kath. Kirchenchor hatte am Auerbach hatte am zweiten Weihnachtsfeiertag seine Mitglieder und Gäste zur Weihnachtsfeier ins „Lamm“ eingeladen. Nach der Begrüßungsansprache des Vorsitzenden Kratzmann brachte der Chor unter der Leitung seiner Dirigentin Frl. Maria Hafner ein Chorlied zu Gehör. Dann folgte das von den Mitgliedern gezeigte Theaterstück „Die belohnte Treue“. Das Lustspiel „Die alte Kommode und eine anschließende Gabenverlosung bildeten den Abschluß der gut gelungenen Veranstaltung.
Herr Hauptlehrer Matt, der die Leitung übernommen hatte, sei an dieser Stelle herzlichst gedankt. Die Veranstaltung wird am kommenden Sonntag, den 8. Januar 1950 um 19.30 Uhr wiederholt. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen.
15. Januar 1950
Herbolzheim.
Das Herbolzheimer Laienspiel bewies zu Weihnachten und Neujahr wieder einmal seine gute Tradition. Manche Parallelen mit der Gegenwart brachte das ausgezeichnete Stück „Wunder im Tannengrund“. Der Männergesangverein „Liederkranz“ bot einige Chöre. Gedichte und eine Ansprache des Vereinsvorsitzenden rundeten das Programm ab, das allen Gästen stimmungsvolle Stunden schenkte.
15. Januar 1950
Was spielt unser Kino?
Odeon-Lichtspiele Mosbach: 20 Uhr: „Alles hört auf mein Kommando“
Löwen-Lichtspiele Neckarelz: 20 Uhr: „Ich sehne mich nach Dir" `
15. Januar 1950
Wetterbericht
Bei meist starker Bewölkung weiterhin unbeständiger Witterungscharakter. In tieferen Lagen zeitweise Regen. In Höhenlagen zum Teil auch Schnee. Winde um West.
Weitere Aussichten: Unbeständig, noch keine wesentliche Wetteränderung. Temperaturen veränderlich. Weitere Niederschläge.
15. Januar 1950
Aus dem Neckartal
Neckarzimmern.
Eine Göppinger Firma hat im Ortsteil Steinbach mit der Verarbeitung von Wassersteinen, Treppensteinen und Fensterbänken begonnen. Der Betrieb, der noch ausbaufähig ist, beschäftigt zur Zeit zehn hiesige Arbeitslose.
Frau Marie Berghoff, Witwe, feierte ihren 74. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!
15. Januar 1950
Haßmersheim.
Die Witwe Katharina Müßig, geb. Beck, feierte dieser Tage ihr 90. Wiegenfest. Die Hochbetagte leistet ihrer Tochter noch heute wertvolle Hilfe im Haushalt. Sie ist auch geistig noch sehr rege.
Gustav Christmann feierte seinen 77. Geburtstag. Er ist leider zur Zeit gesundheitlich nicht auf der Höhe.
Beiden Geburtstags-„kinder“ unsere besten Wünsche für die Zukunft.
15. Januar 1950
Guttenbach.
Die Gefährlichkeit der Rindertuberkulose führte Regierungs-Veterinärrat Dr. Seiberth in einem Vortrag den Bauern vor Augen. Der Schaden, der durch diese gefährliche Krankheit entsteht, vergrößert sich immer mehr. Nach den Angaben Dr. Seiberths beläuft er sich jährlich allein in Nordbaden mit einem Rindviehbestand von 180 000 Stück auf etwa 5 Millonen DM. Leider kann die Seuche vom Tier auch auf den Menschen übertragen werden.
Weiter erläuterte Regierungs-Veterinärrat Dr. Seiberth den Impfvorgang. Nach zweimaligem Impfen ließe sich feststellen, ob das Tier erkrankt oder gesund sei. Im Ausland sei die Bekämpfung von RIndertuberkulose von erfreulichem Erfolg begleitet gewesen. Wenn Deutschland dieser Seuche Herr werden wolle, so müßten alle Landwirte zusammenhelfen. In Zukunft soll für Milch aus seuchenfreien Beständen eine Prämie von 2 Dpf pro Liter gewährt werden. Diese bessere Bezahlung der erstklassigen Milch solle als Ansporn zur Seuchenbekämpfung dienen. Für die Gemeinde Guttenbach versprach Bürgermeıster Unfall jede Unterstützung in der Impfaktion.
15. Januar 1950
Neckarmühlbach.
Der Besitzer von Schloß Guttenberg, Frhr. von Gemmingen veranstaltete für alle in seinem Betrieb beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen einen Kameradschaftsabend. Für die Verpflegung war bestens gesorgt und der Wein belebte die Geister. Freiherr von Gemmingen gedachte der 500jährigen Geschichte des Schlosses und dankte allen seinen Helfern.
15. Januar 1950
„Das Schwalbennest“ in Neckarsteinach
Das hübsche Hotel „Schwalbennest“ in Neckarsteinach wurde im letzten Krieg , schwer beschädigt. Nun ist es dem Besitzer, Küchenchef Georg Reinhard, gelungen, sein Hotel „Schwalbennest“ nicht nur von den Kriegsschäden zu heilen, sondern durch Ausbau ein modernes Gästehaus zu schaffen, das best eingerichtete Fremdenzimmer mit 45 Betten, einen großen Speisesaal, Konferenzzimmer usw. für 150 Personen enthält. Das Hotel liegt verkehrsgünstig u. besitzt große Sonnenterassen mit einem herrlichen Ausblick auf die alte Bergveste Dilsberg und die malerischen Burgen. Gleich gegenüber auf der anderen Neckarseite befindet sich ein modernes Strandbad.
Der Errichtung des Hotels wurde besondere Mühe zugewandt, Kolorierte Radierungen aus der malerischen Landschaft des Odenwaldes und des Neckartales, Ölgemälde mit Motiven der Landschaft, der Schlösser und Burgen, schöne Handdruckdecken und Vorhänge aus dem nahen Odenwalddorf Schönau schmücken Räume und Treppenhaus.